
Es ist immer schwer, sich in einen anderen Menschen – besonders, wenn er so gar nicht der eigenen Persönlichkeit ähnelt – hinein zu versetzen, aber vielleicht tue ich es gerade aus diesem Grund so gerne. Eine ganz besondere Herausforderung ist es dann, wenn diese Person obendrein zum anderen Geschlecht gehört. Zugegeben, man kann mit dem anderen Geschlecht oftmals mehr Gemeinsamkeiten haben, als mit dem eigenen. Was habe ich zum Bespiel mit Georges Vater, Ray Susniak, gemein? Die Liebe zur Musik, zu alten Filmen und zu gemütlichen alten Spelunken. Eben diese ganz bestimmte Romantik der alten Dinge, der geheimen Nischen und der kleinen Freuden des Lebens. Was habe ich mit dem guten alten Ray nicht gemeinsam? Dass er ein Vater ist, oder generell, dass er Kinder hat. Somit können wir nicht gemein haben, dass wir unser Kind verlassen haben.
Beim Schreiben, oder besser gesagt bei der Charakterentwicklung, habe ich lange darüber nachgedacht, was einen dazu treibt, wegzugehen und wie es sich anfühlen muss. Das dies keine leichte Entscheidung ist, kann ich mir gut vorstellen. Besonders für Georges Vater war es das nicht, hat er seinen Sohn doch geliebt. Auf die Beweggründe möchte ich jedoch hier nicht eingehen, da ich euch sonst zu viel vorwegnehmen würde. Es kann jedoch festgehalten werden, dass Ray aus einer guten Intention heraus oftmals sehr viel Schlechtes fabriziert.
Viel lieber möchte ich auf Ray Susniak als generellen Charakter eingehen. Er ist ein liebevoller Haudegen, der den Frauen äußerst zugewandt ist. Nie hat er es lange bei einer ausgehalten, außer, wenn es um seine geliebte Dolores ging.
Treu ergeben ist er dagegen seinen Freunden. Seine alteingesessene Clique hat Ray schon seit seiner Jugend. Auch wenn sie schon den ein oder anderen Todesfall unter sich zu beklagen hatten, bleiben sie überdies auch ihrem Lieblingspub treu. Auch das ist ein wichtiger Teil seiner Persönlichkeit; der regelmäßige – fast tägliche – Besuch im Pub. Dort spielen Sie seine Lieblingsmusik, die alten Klassiker. Die Sitzecke, in der die alten Jungs sitzen, hat sich schon ihren Hinterteilen angepasst. Und mit der Barfrau, Cherry, ist man natürlich auch per Du. Natürlich ist er – wie die meisten meiner Charaktere – auch kein Kostverächter. So ist Georges Vater fast durchgängig dabei, etwas zu kauen.
Schwelgen in alten Erinnerungen, der Musik lauschen, hin und wieder mal ein kleines sexuelles Abenteuer und etwas Gutes zu essen, das macht Ray Susniak aus.